Weitere Informationen und Presseberichte


Bericht der Offenbach Post vom 08.10.2021 zur Infoveranstaltung:

Bei einer Infoveranstaltung zum Thema Hochwasserschutz Ulrich Hartmann vom Regierungspräsidium Darmstadt, Matthias Sottong, Geschäftsführer beim Wasserverband Gersprenzgebiet, und Niels Thoma, Ingenieur der BGS Wasser, über die Möglichkeiten zum Schutz vor Überflutungen an der Gersprenz in Münster referiert.

Münster – Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat ganz Deutschland aufgerüttelt: In vielen Städten und Gemeinden, die an Flüssen liegen, wird derzeit eruiert, wie sich der Hochwasserschutz verbessern lässt. Auch in Münster, wo die Gersprenz ebenso wie plötzlich einsetzender Starkregen eine Gefahr darstellen kann. Auf Einladung der Gemeinde Münster bestand für die Bürger nun bei einem Infoabend in der Kulturhalle die Möglichkeit, sich über den Stand der Planungen zum örtlichen Hochwasserschutz aufklären zu lassen.

Mit Ulrich Hartmann vom Regierungspräsidium (RP) Darmstadt, Matthias Sottong, Geschäftsführer beim Wasserverband Gersprenzgebiet, sowie Niels Thoma, Ingenieur der BGS Wasser, waren dazu gleich drei Referenten geladen. Durch die gute Resonanz von fast 100 Bürgern nahm die anschließende Fragerunde einen weiteren Schwerpunkt ein.

450 Einwohner und 17 Straßen in Münster (Hessen) wären von Überflutung betroffen

„Bereits 2015 wurde aufgrund von EU-Richtlinien ein Hochwasserrisikomanagementplan, kurz HWRMP, für Münster angegangen“, erläuterte Ulrich Hartmann. Dieser kam aber nur schleppend voran und Präventionsmaßnahmen blieben bis dato aus. In den zurückliegenden Monaten erstellte das RP mit modernsten Verfahren zur Geländevermessung, darunter per Laser und mit dem Einsatz von Flugzeugen, neue Risiko- und Gefahrenkarten. Das Ergebnis gibt Aufschluss über voraussichtliche Überschwemmungsgebiete bei einer Jahrhundertflut der Gersprenz. 17 Münsterer Straßen und 450 Einwohner wären betroffen. Wie schon bei den ersten Prüfungen vor sechs Jahren schlägt der HWRMP auch jetzt den Bau einer Mauer vor. Laut Matthias Sottong schmälern bereits mehrere eingerichtete Überflutungs- und Stauräume im Odenwald, im Fachjargon Retentionsräume genannt, das Risiko. Sie sorgen etwa im Fischbachtal, in Reichelsheim oder in Groß-Bieberau dafür, dass bei hohen Pegelständen Wasser aus der Gersprenz abgeführt wird und flussabwärts liegende Kommunen nicht erreicht. Laut den Experten kommt Münster für einen bestmöglichen Schutz aber trotzdem nicht um den Bau einer Mauer herum. Die Kosten trägt das Land Hessen.

Auf die praktische Umsetzung der Wand ging Niels Thoma von der BGS Wasser ein. Das Darmstädter Ingenieurteam entwickelt mit Blick auf den Klimawandel Lösungen zum Schutz vor schadbringenden Überflutungen. Wegen der geringen Platzverhältnisse sieht BGS Wasser die Optionen in der Gemeinde als eingeschränkt. „Ans steile Bachufer der Gersprenz schließen sich oft direkt Grundstücke an. Rad- und Fußweg verengen zusätzlich die Korridore“, erklärte Thoma. Das mache das Aufschütten von Dämmen und Hügeln schwierig. Zwei Betonmauer-Abschnitte mit Höhen von 50 bis 80 Zentimeter hat Thoma deshalb vor Augen. Dazwischen sollen Überschwemmungsflächen helfen. Zum Überwinden der Wand sind für Fußgänger Treppen vorgesehen. Dass in Münster bei einer Jahrhundertflut ähnliche Szenarien wie im Ahrtal mit Gefahren für Leib und Leben oder abrissreifen Häusern entstehen, sieht der Projektingenieur als nicht realistisch. Eher gehe es darum, den Weg des Wassers in bebaute Areale beziehungsweise in die Keller zu verhindern. Noch steckt BGS Wasser in den Entwurfs- und Genehmigungsplanungen. Sind diese abgeschlossen, erfolgen Überprüfung und Freigabe durch das RP.

Die Münsterer Bevölkerung ist gespalten über die Mauer. Einigen Bürgern geht es nicht schnell genug, andere lehnen sie ab, weil dadurch Einfahrten verengt werden. Einwände können in einem Vor-Ort-Termin vorgetragen und damit könne eventuell eine veränderte Führung erreicht werden. Größtenteils würde die Konstruktion auf öffentlichem Grund stehen, an einigen Stellen aber auch unausweichlich auf Privatboden. „Wo nehmen Sie in diesem Fall die Sicherheit her, dass dafür die Eigentümer zustimmen?“, fragte ein Bürger. „Eine solche Sicherheit gibt es nicht, weshalb die Besitzer bereits für Gespräche angeschrieben wurden“, sagte Sottong. Neben einer Einverständniserklärung, Entschädigungsforderungen bis hin zur Ablehnung sind vielerlei Reaktionen möglich. Bei Ablehnung wäre sogar ein Planfeststellungsverfahren denkbar, bei dem am Ende Behörden oder Gerichte entscheiden müssten, ob für den Bau das Privat- oder das Gemeinwohl höher wiegt. Damit wäre ein jahrelanges Prozedere verbunden, weshalb die Planer eine Einigung anstreben.

Nicht leichter macht die Errichtung der Mauer, dass unter ihr zum Teil Versorgungsleitungen liegen oder sie den Bahndamm berührt. Wie die Erfahrung besagt, zeigt sich die Bahn stets sensibel, wenn es um Eingriffe in ihre Anlagen geht. Dazu lasse sie sich für Genehmigungen stets Zeit.

 

Hundertprozentiger Schutz vor Hochwasser ist auch in Münster (Hessen) nicht möglich

So blieb am Ende des Info-Abend ein großes Fragezeichen, wann die Mauer kommt und wann es von der Vorplanung, gerade ist man beim Schritt Bürgerbeteiligung, in die eigentliche Planungsphase übergeht. „Wasserwirtschaftliche Baumaßnahmen brauchen Zeit. Da spielen viele Faktoren mit rein, wie der Umweltschutz in den Uferbereichen“, erklärte Sottong. Neben Privatpersonen können öffentliche Träger ebenfalls noch Einspruch erheben. Der Finanzierungsantrag beim Land, Ausschreibung und Vergabe sowie die Bauleistung verlangen des Weiteren Geduld. Doch selbst wenn die Wand schneller kommt als erwartet, bleibt auch dann eine Tatsache unverändert: „Trotz aller Maßnahmen – es gibt keinen hundertprozentigen Schutz vor Hochwasser“, bekräftigten alle drei Referenten. (Michael Just)

Quelle: https://www.op-online.de/region/muenster/hochwasserschutz-wenige-optionen-massnahmen-gegen-ueberflutungen-muenster-91038556.html


Bericht der Offenbach Post vom 25.09.2021:

Gemeinde soll Druck bei Behörden machen

Schutz vor Hochwasser an der Gersprenz

Die Gemeinde Münster soll noch einmal nachhaltig Druck auf den Wasserverband und die Untere Wasserbehörde machen, um den Hochwasserschutz an der Gersprenz schneller als bis wie zunächst geplant 2023/24 voranzutreiben. Das haben die Gemeindevertreter bei ihrer jüngsten Sitzung am Montag in der Kulturhalle beschlossen.

Münster – Die Sorgenfalten werden größer bei den Anwohnern an der Gersprenz. Starkregenereignisse wie in diesem Sommer sorgen immer wieder für voll gelaufene Keller. Die Angst vor einem Hochwasser an der Gersprenz steigt – wozu natürlich auch die Bilder der Flutkatastrophe im Ahrtal beitragen.

 

Aus diesem Grund hat die SPD-Fraktion einen Antrag für die jüngste Gemeindevertretersitzung am vergangenen Montag eingereicht, den beschlossenen Hochwasserschutz an der Gersprenz mit dem zuständigen Amt Wasserverband Gersprenzgebiet zu beschleunigen. Diesen Antrag haben Münsters Gemeindevertreter einstimmig beschlossen. „Die betroffenen Anlieger sind nach den Ereignissen und Nachrichten der Flutkatastrophen sehr beunruhigt“, schreibt die SPD in ihrem Antrag. Daher sollen die Hochwasserschutzmaßnahmen, die die Gemeindevertretung bereits im Dezember 2015 beschlossen hat, früher beginnen als wie zunächst geplant 2023/24.

 

Ein Problem ist aber, dass die Zuständigkeit nicht bei der Gemeinde Münster, sondern beim Wasserverband und der Unteren Wasserbehörde liegt. Was ein Grund ist, weshalb sich die Umsetzung der Maßnahme so hinziehe, erklärte Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos). Daher habe die Gemeindeverwaltung bereits einen Brief formuliert und an die Zuständigen Behörden geschickt. „Aber Münster hat nicht die höchste Priorität“, sagte Schledt.

 

Dennoch ist es notwendig, bei den Behörden weiter Druck zu machen. Da waren sich alle Fraktionen einig. „Natürlich sollten wir das vorantreiben“, sagte CDU-Fraktionschef Thorsten Schrod, warf der SPD gleichzeitig aber vor, die Panik aus den Ereignissen im Ahrtal Politik zu machen. „Das ist nicht richtig.“

 

Dem widersprach SPD-Fraktionsvorsitzende Elke Müller aber. „Wir wollten die Panik nicht nutzen. Die Bilder aus dem Ahrtal haben nur den Anstoß gegeben“, sagte sie. Schließlich hätten die Gersprenz-Anlieger selbst Angst und seien auf die Partei zugegangen. „Der Antrag kommt deshalb, weil die Bürger das wollen“, sprang Julian Dörr, Fraktionschef von ALMA-Die Grünen, ihr zur Seite. „Die Angst anzuführen, ist hier fehl am Platz.“

 

FDP-Fraktionschef Jörg Schroeter verwies noch einmal, dass bereits an mehreren Stellen in anderen, oberhalb Münsters liegenden Gemeinden an der Gersprenz Maßnahmen für den Hochwasserschutz getroffen wurden. „Damit ist auch schon etwas für Münster getan“, erklärte er. Was freilich nicht bedeutet, dass das ausreiche. „Natürlich müssen wir Druck machen“, sagte Schroeter und lobte, dass die Gemeinde das Thema mit dem Schreiben an die Behörden schon angegangen ist.

 

Regenrückhaltebecken am Bürgerpark wohl erst 2023

 

Einen weiteren Antrag zum Thema Hochwasserschutz hat die SPD nach einer Diskussion zurückgezogen. Und zwar wollte die Fraktion den Bau eines für 2023 geplanten Regenrückhaltebeckens – wie es aktuell vor dem Rathaus entsteht – beschleunigen und zumindest die Planungskosten schon im nächsten Haushalt 2022 berücksichtigen. Allerdings sei das aufgrund der finanziellen Lage der Gemeinde derzeit nicht machbar, betonten Thorsten Schrod und Jörg Schroeter. „Und wenn wir das jetzt beschließen, müssen wir das im Haushalt berücksichtigen und durchziehen“, ergänzte Thomas Heinz (CDU), „dann haben wir keinen Spielraum mehr.“

Nach der Diskussion zog die SPD-Fraktion den Antrag schließlich zurück und wird ihn in der Haushaltsdiskussion erneut einbringen. (Lars Herd)

 

Quelle: https://www.op-online.de/region/muenster/schutz-vor-hochwasser-gersprenz-muenster-91002343.html


Präsentation zur Sitzung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses der Gemeinde Münster vom 31.05.2021

Download
WVG_Sitzung Münster_Präsentation.pdf
Adobe Acrobat Dokument 3.3 MB

Entstehung von Hochwasser

 

Hochwasser in oberirdischen Gewässern sind Naturereignisse. Sie entstehen durch starke Niederschläge mitunter verstärkt durch Schneeschmelze, die mit großem Anteil direkt zum Abfluss gelangen. Große Abflüsse entstehen bei einer vollständigen Überregnung des Einzugsgebietes, so dass für größere Gewässer insbesondere lang anhaltende Dauerregen von mehreren Stunden bis hin zu mehreren Tagen zu ausgeprägtem Hochwasser führen. Im Winter werden die Hochwasser durch schmelzenden Schnee bei Tauwetter verstärkt. 

 

In kleineren Einzugsgebieten mit einer Fläche von weniger als 100 km² werden Hochwasser bereits durch kurzzeitige Starkniederschläge ausgelöst, die insbesondere bei konvektiv verstärkten Gewitterregen im Sommer auftreten. In den Siedlungsgebieten sind bei solchen Niederschlägen oft Überlastungen der Kanalnetze zu beobachten.